Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V.

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TSP3: Ein Stück Zeitgeschichte: Studierende mit Migrationsbiographie berichten aus einer rückblickenden Perspektive über ihren Lebensabschnitt in Deutschland┃Feruzan Gündogar (Istanbul)

9 Oktober @ 11:45 12:30 CEST

TSP3 wird geleitet von: Johannes Köck, Heike Roll, Paul Voerkel

Bisher konzentrierte sich der Diskurs über Migration hauptsächlich auf die Einwanderung von Menschen aus ihren Herkunftsländern in die Zielregionen. Dabei standen in der gesellschaftlichen und bildungspolitischen Debatte Themen wie Sprache, Kultur, Integration, Akzeptanz und Diskriminierung im Vordergrund. Ein weniger beachteter Teil dieser Diskussion betrifft jedoch den umgekehrten Prozess der Rückwanderung von Familien in ihre Heimatländer. Auch die eigenständige Rückkehr junger Menschen in die Ursprungsländer ihrer Eltern oder Großeltern trägt dazu bei, dass Migration heute nicht nur als der eine Weg von dem einen in das andere Land, sondern als anhaltender Zustand betrachtet werden kann. Die Gründe für das Migrieren junger Menschen in die Herkunftsländer sind vielfältig, u.a. ist es der vergleichsweise einfachere Zugang zu einem Hochschulstudium.

Dieser Beitrag richtet sich an Lehramtsstudierende mit Migrationsbiographie des Faches Deutsch als Fremdsprache an einer türkischen Universität. Ziel ist es, mittels Erhebung und Essay die Erinnerungen und Vorstellungen dieser Studierenden über ihr Leben in Deutschland zu erfassen und zu präsentieren sowie einen Reflexionsprozess über ihre vergangene Lebensphase aus einer räumlich und emotional distanzierten Perspektive anzustoßen. Zentrale Fragen betreffen die Entwicklung der Sprachenprofile nach der Rückkehr und Veränderungen in den Einstellungen zu Deutschland. Es wird untersucht, ob sich kollektive Erinnerungsmuster abzeichnen und ob diese auf einem kollektiven Gedächtnis beruhen. Bezugnehmend auf Assmann (2011: 183) und der These, dass das wiederholte Hervorrufen von Erinnerungen zwangsläufig zu Veränderungen führt und somit der Rückblick auf vergangene Lebensabschnitte von dem Heute und Jetzt beeinflusst ist, stellt sich zudem die Frage, ob die sich wiederholenden Erinnerungsinhalte in den Darstellungen der Studierenden einen Bezug zur Gegenwart aufweisen.

Literatur:

Assmann, Aleida (2011): Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen. Berlin: Erich Schmidt Verlag. 3. Aufl.

Badstübner-Kizik, C./Hille, A. (Hrsg.) (2015): Kulturelles Gedächtnis und Erinnerungsorte im hochschuldidaktischen Kontext. Perspektiven für das Fach Deutsch als Fremdsprache. Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang.

Badstübner-Kizik, Camilla (2014): ‚Erinnerungsorte’ in der fremdsprachlichen Kulturdidaktik. Anmerkungen zu ihrem didaktisch-methodischen Potenzial. In: Mackus, N./Möhring, J. (Hrsg.): Wege für Bildung, Beruf und Gesellschaft-mit Deutsch als Fremd-und Zweitsprache. Göttingen: Universitätsverlag, 43–64.

Pentzold, Christian et al. (2022): Kommunikatives Erinnern. In: Handbuch kommunikationswissenschaftliche Erinnerungsforschung, 47–70.



Diese Veranstaltung findet Im Rahmen der 50. DaF/DaZ-Jahrestagung 2024 in Göttingen statt.