9 Oktober @ 14:15 – 15:00 CEST
TSP3 wird geleitet von: Johannes Köck, Heike Roll, Paul Voerkel
Im Zuge der sich allmählich vollziehenden Rekonzeptualisierung der sprachlichen Bildung in einer postmigrantischen Gesellschaft rückte das Konstrukt der sog. DaZ-Kompetenz in den letzten Jahren in den Fokus der bildungspolitischen und wissenschaftlichen Diskussionen. Dabei zeigt sich, dass aktuelle Qualifizierungsformate an Hochschulen häufig nicht ausreichend sind, um die Studierenden bei der Entwicklung „eine[r] refexive[n] Haltung im Sinne des migrationspädagogischen Paradigmas“ (Döll et al. 2017: 211) gegenüber Lernenden bzw. Sprecher*innen sowie Praktiken des Deutschlehrens und -lernens im Kontext von Mehrsprachigkeit zu unterstützen. Ausgehend von der Annahme, dass die Praxis und Forschung im Bereich DaF/DaZ in die (Re)Produktion verschiedener Differenzordnungen involviert ist (Akbaba et al. 2022, Dirim/Wegner 2018, Zabel/Simon 2022), fokussiert der Beitrag den Umgang der Studierenden mit der an die jeweilige Zeitgeschichte gebundenen wissenschaftlichen Literatur aus den Bereichen DaF/DaZ, Migrationslinguistik und Fremdsprachendidaktik. Es wird argumentiert, dass neben der fachspezifischen Reflexionskompetenz sowie professionellen Einstellungen gegenüber Sprachbildung und Mehrsprachigkeit die Entwicklung von Critical Diversity Literacy (Steyn/Dankwa 2021) als zu erwerbende Kompetenz für alle Studierenden fokussiert werden sollte, damit sie in der Lage sind, den historischen und aktuellen gesellschafts-, bildungspolitischen und darin eingebetteten fachlichen Diskurs zu analysieren und sich in Bezug darauf zu positionieren. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem Umgang mit einschlägiger (Forschungs-)Literatur, welche als „Lerngelegenheit im Bereich DaF/DaZ“ bislang nur wenig Berücksichtigung findet, jedoch über ein besonderes Potenzial für die Entwicklung einer Critical Diversity in der DaF/DaZ-Qualifizierung verfügt.
Literatur:
Akbaba, Yaliz/Buchner, Tobias/Heinemann, Alisha M.B./Pokitsch, Doris/Thoma, Nadja (2022): Lehren und Lernen in Differenzverhältnissen. Interdisziplinäre und Intersektionale Betrachtungen. Springer VS: Wiesbaden.
Dirim, İnci/Wegner, Anke (2018): Normative Grundlagen und reflexive Verortungen im Feld DaF_DaZ*. Opladen u.a.: Barbara Budrich Verlag.
Döll, Marion/Hägi-Mead, Sara/Settinieri, Julia (2017): „,Ob ich mich auf eine sprachlich heterogene Klasse vorbereitet fühle? – Etwas!‘ Studentische Perspektiven auf DaZ und das DaZ-Modul (StuPaDaZ) an der Universität Paderborn“. In: Becker-Mrotzek, Michael/Rosenberg, Peter/Schroeder, Christoph/Witte, Annika (Hrsg.): Deutsch als Zweitsprache in der Lehrerbildung. Münster: Waxmann, 203–215.
Steyn, Melissa/Dankwa, Serena O. (2021): Revisiting Critical Diversity Literacy. In: Dankwa, Serena O./Filep, Sarah-Mee/Klingovsky, Ulla/Pfruender, Georges (Hrsg.) (2021): Bildung. Macht. Diversität. Critical Diversity Literacy im Hochschulraum. Bielefeld: transcript, 39–58. Zabel, Rebecca/Simon, Nina (2022): Kulturwissenschaftliche Perspektiven im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. In: Deutsch als Fremdsprache 59(2), 77–87.
TSP3 findet im Rahmen der 50. DaF/DaZ-Jahrestagung 2024 in Göttingen statt.