12 Oktober @ 11:30 – 13:00 CEST
Der Praxistag wird koordiniert von: Iris Beckmann-Schulz, Nadja Wulff
Aylin Tezel, Luisa Neubauer und Carola Rackete sind bekannte Aktivistinnen, die sich intensiv für gesellschaftliche Veränderungen einsetzen. Angela Merkel würde man hierzulande wohl eher nicht als Aktivistin oder Widerstandskämpferin bezeichnen, sondern als pragmatische und konservative Politikerin. Im Ausland ist das aber anders, wie jüngst Diskussionen mit internationalen DaF-Studierenden in einem Seminar zur Landes- und Kulturkunde zeigen konnten. Wie sehr die Perspektiven gerade auf gesellschaftspolitische Ereignisse und Personen variieren, lässt sich besonders in der diskursiven Landeskunde verdeutlichen.
Denn politische Widerstandsbewegungen haben nicht nur historische, sondern auch aktuelle Relevanz für Landeskunde und Kulturreflexivität. In einer fluiden Welt, die teils von Radikalisierung geprägt ist, bietet das Thema wertvolle Ansätze für gesellschaftspolitische Diskurse im DaF/DaZ-Unterricht. Die Verknüpfung von WiderstandskämpferInnen und den dazugehörigen Erinnerungsorten ermöglicht dabei, historische Ereignisse und ihre kulturellen Bedeutungen bis in die Gegenwart erfahrbar zu machen und die Fluidität des kulturellen Gedächtnisses und dessen Wandel über Zeit, Ort und Perspektiven zu reflektieren.
Der Workshop bietet konkrete Unterrichtsbeispiele und methodische Anregungen, die direkt umsetzbar sind. Dabei werden Beispiele aus der aktuellen Lehrwerksgeneration, Texte aus zeitgenössischen Medien und die Möglichkeiten des KI-Einsatzes gleichermaßen beleuchtet. Ziel ist es, innovative Wege aufzuzeigen, wie politische und zeitgeschichtliche Themen produktiv, interdisziplinär, multiperspektivisch und kulturreflexiv diskutiert werden können, um den DaF/DaZ-Unterricht zu bereichern und zur politischen Bildung beizutragen.
Quellen (Auswahl):
Altmayer, Claus (2020): ‚Erinnerungsorte‘ im Kontext von Deutsch als Fremd- und Zweitsprache – aus der Sicht einer kulturwissenschaftlich transformierten ‚Landeskunde‘. In: Grub, Frank Thomas & Saagpakk, Maris (Hrsg.): Brückenschläge Nord: Landeskunde an der Schnittstelle von Schule und Universität. Beiträge zur 4. Konferenz des Netzwerks Landeskunde Nord in Tallinn am 26./27. Januar 2018. Frankfurt am Main: Peter Lang, 11–39.
Altmayer, Claus (2023): Kulturstudien – eine Einführung für das Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Stuttgart: Metzler.
Badstübner-Kizik, Camilla & Hille, Almut (Hrsg.)(2015): Kulturelles Gedächtnis und Erinnerungsorte im hochschuldidaktischen Kontext. Perspektiven für das Fach Deutsch als Fremdsprache. Frankfurt am Main: Peter Lang, 103–118
Becker, Christine (2024): Moralischer Imperativ, Historisierung und Relativierung. Positionierungen von DaF-Studierenden zur deutschen Erinnerungskultur. Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 29: 1, 229-252. https://doi.org/10.48694/zif.3714
Zabel, Rebecca & Simon, Nina (2022): Kulturwissenschaftliche Perspektiven im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Deutsch als Fremdsprache 59: 2, 77–87.
Der Praxistag findet im Rahmen der 50. DaF/DaZ-Jahrestagung 2024 in Göttingen statt. Zur Teilnahme an einer Veranstaltung am Praxistag ist prinzipiell eine Tagungsanmeldung erforderlich.
Eine Ausnahme bilden die Angebote der Verlage und Aussteller.